September 01, 2023
Post-it Haftnotizen wurden in der Kirche erfunden
Arthur L. Fry erfand die „gelben Zettel“ von 3M
Die Grundidee hinter den Post-it Haftnotizen von 3M ist einfach. Kleine Notizzettel, auf der Rückseite mit einer speziellen Haft-Beschichtung versehen, die dafür sorgt, dass sie an allen glatten Flächen haften. Leicht und mühelos, ohne Rückstände und ohne irgendeine Beschädigung des Untergrundes lassen sie sich abnehmen und immer wieder erneut anbringen – das ist eigentlich schon alles.
Diese prinzipielle Einfachheit sagt aber noch nichts über den Erfolg und die Bedeutung eines Produktes im Markt. Dass da Geistesblitze und eventuell auch Zufälle im Spiel sind, die im Vorfeld der Marktreife liegen, kann der Benutzer eines erprobten Produktes nur ahnen. Das Erfolgsgeheimnis der Post-it Haftnotizen steckt zu einem guten Teil in der besonderen, in ihrer Form einzigartigen Haft-Schicht. Sie hat eine eigene Geschichte.
Am Anfang stand ein Flop
Zu Beginn beschäftigte sich der 3M Wissenschaftler Dr. Spencer Silver (6. Februar 1941 – 8. Mai 2021) im Zentrallabor der Company in St. Paul, Minnesota, USA, mit der Entwicklung eines besonderen Klebstoffes. Seine Klebkraft sollte die aller übrigen Klebstoffe von 3M in den Schatten stellen und auf fast allen Materialien anwendbar sein.
Die Versuche führten dann jedoch zu einem gänzlich anderen Ergebnis, nämlich einer Masse, die zwar überall haftete, sich aber auch ganz leicht wieder abnehmen ließ, anstatt sich nahezu unlösbar mit dem Untergrund zu verbinden. Eine praktische Anwendung hatte man für dieses Material zunächst nicht. Aber gemäß der 3M Philosophie, dass eine Technologie allen Unternehmensbereichen zur Verfügung steht, machte man die Entdeckung bei den übrigen Wissenschaftlern bekannt.
Anfänglich nutze man diesen neu entwickelten Klebstoff, um ein Memoboard ohne die üblichen Pins zu kreieren. Da sich dieses Produkt aber nicht auf dem Markt durchsetzte, verlor man das Interesse an der Erfindung von Spencer Silver. Der spätere innovative Impuls ging von einem ganz anderen Wissenschaftler aus, der mit Klebstofftechnologien eigentlich gar nichts zu tun hatte. Der Zufall wollte es, dass die Idee ausgerechnet während eines Gottesdienstes in einer presbyterianischen Gemeinde im Norden von St. Paul geboren wurde.
„Geistesblitz“ oder Eingebung
Arthur Fry – in seiner Freizeit ein begeisterter Sänger im Kirchenchor seiner Gemeinde – hatte sich während eines Chorals zum wiederholten Male über die Unvollkommenheit seiner Einsatzzeichen geärgert. Er legte stets kleine Papierschnipsel in sein Notenbuch, um die Einsätze der einzelnen Stimmen leichter zu finden. Doch anstatt an der gewünschten Stelle auf den entsprechenden Zeitpunkt hinzuweisen, fielen die Zettelchen immer wieder zwischen den Seiten heraus. Eine wirkungsvolle Befestigung mit Büroklammern, Nadeln oder Klebestreifen verbot sich, sie hätten die Seiten beim Entfernen beschädigt. Außerdem ließen sie sich nicht problemlos auf den Partiturseiten versetzen, falls die Einsätze je nach Stimme einmal wechselten. Dem Chemiker Fry fiel in einem solchen Moment des Ärgers das unglückliche Experiment seines Kollegen Silver wieder ein.
Ins Labor zurückgekehrt, besorgte er sich Proben des Klebstoffs, schnitt kleine Zettel zurecht und trug ein wenig von der Masse auf. Am nächsten Sonntag erprobte er sie auf der Orgelbühne und siehe da – sie hafteten zuverlässig, ließen sich aber dennoch ganz leicht lösen, ohne die Notenblätter zu beschädigen. Silvers Kleber war natürlich alles andere als perfekt. So blieben geringe Klebstoffreste auf dem Papier zurück – doch die Grundidee war geboren.
Vom Lesezeichen zum Kommunikationsmittel
A. Fry sandte Muster seiner „Erfindung“ an alle Verantwortlichen im Unternehmen, fest davon überzeugt, eine neue Art „Lesezeichen“ erfunden zu haben. Die 3Mer benutzten die Zettel jedoch, um damit ihren Kollegen kurze Nachrichten ans Telefon, auf Briefe und Unterlagen zu heften und forderten ständig Nachschub bei A. Fry an. Erst zu diesem Zeitpunkt entwickelte sich bei ihm die Idee, dass er gar keine Lesezeichen, sondern ein Kommunikationsmittel entwickelt hatte.
Um zu demonstrieren, dass es möglich ist, Klebstoff auf Papierrollen aufzutragen und danach zu Blöcken zu verarbeiten, baute er den Prototyp einer Herstellungsanlage bei sich zu Hause. Nachdem sich das Unternehmen entschlossen hatte diese Erfindung in seine Produktpalette aufzunehmen, musste die Kellerwand von Fry´s Haus niedergerissen werden, um diese Maschine in sein 3M Labor bringen zu können. Beim Testen des neuen Produktes auf lokalen Märkten fand man heraus, dass der Verbraucher erst durch die praktische Erprobung von dem Produkt überzeugt wurde. Diese Erkenntnis veranlasste den Geschäftsbereich, dass im sogenannten „Boise Blitz“ die Stadt Boise in Idaho mit Vertretern überflutet wurde, um das Produkt in Banken, Büros, Läden vorzuführen und zu verteilen. Durch diese Strategie erreichte man den gewünschten Erfolg, so dass Anfang der 80er Jahre die Post-it Haftnotizen in allen Staaten der USA auf den Markt gebracht wurden.
Heute gehören sie nicht nur in den USA zur Standardausrüstung nahezu jeden Schreibtisches, und auch im Haushalt werden sie zur Übermittlung von Kurzinformationen eingesetzt. Sie zählen sogar zur Gruppe der fünf erfolgreichsten und am häufigsten verwendeten Büroprodukte.
In der Bundesrepublik sind die ursprünglich „gelben Zettel“ seit 1981 im Markt. Sie haben sich in den zahlreichen zur Verfügung stehenden Formaten, Farben und Gebrauchsformen zu überaus beliebten, weil praktischen Helfern in nahezu allen Bereichen von Handel, Industrie, Gewerbe und Haushalt entwickelt. Keine Arztpraxis, kaum eine Anwaltskanzlei oder Werbeagentur, in der man ihnen nicht begegnet. Sie werden als unbedruckte Notizzettel, als Organisationsmittel, als bedruckte Formulare und mit wachsendem Erfolg sogar als Werbemittel vermarktet. Als Planungsinstrument für Seminare, Meetings oder Besprechungen werden sie ebenfalls erfolgreich eingesetzt.
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